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Dienstag, 30. November 2010

Na sowas!

Wir sind in Petra. Genial! Genauerer Bericht folgt in einigen Tagen.

Gestern haben wir zum ersten Mal seit Kappadokien (Türkei) wieder mal eine Wolke gesehen. Die war nicht sehr gross, aber jetzt wissen wir wieder, wie so was aussieht ... Grins!

Sonntag, 28. November 2010

Auf dem King's Highway dem Süden zu

Die Wadis in Jordanien sind ja oft trocken, manchmal aber entspringen kalte oder heisse, manchmal auch salzige Quellen an ihren Rändern. Das Wasser ist teilweise tausende Jahre alt (fossiles Wasser) und entstand in feuchteren Epochen. Wir haben zwar im Auto unser eigenes Hammam, trotzdem nehmen wir gerne einen Tag lang die bis zu 60 Grad heissen Quellen von Hammamat Ma'in in Anspruch, deren Wasser in Kaskaden über die steilen Felsen des Wadi fliesst.


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Unser "privater" Wasserfall mit ca. 35 Grad
Heidi fühlt sich in den fast nur von Männern besuchten allgemein zugänglichen Pools nicht sonderlich wohl, die arabischen Männer starren zum Teil halt schon sehr, wenn sie eine Frau im Badeanzug sehen. Wir setzen uns deshalb in das angeschlossene superfeine *****Hotel ab, wo wir uns ein wenig „umsehen" und in der hauseigenen Bibliothek die Schokokeks vernichten ;-)) und danach einen – offiziell geschlossenen – einsamen warmen Wasserfall entdecken, in dem wir ungestört sind und den heissen Strahl wie eine Massage auf uns wirken lassen.

Eine Autopanne erweist sich als – Allah sei Dank – als kleineres Problem: die Führung des Ölmessstabes ist abgerissen. Ein sehr seltsamer Defekt, der im Motorraum eine ziemliche Sauerei anrichtet und zuerst per Buschmechanik mit Hilfe eines geschnitzten Holzstückes und danach in Madaba fachmännisch behoben wird. Hier machen wir Bekanntschaft mit einem jungen Mann namens Osama, der uns spontan zum Mittagessen in sein Elternhaus einlädt. In kurzer Zeit ist die halbe Grossfamilie um uns versammelt und wir verbringen einen interessanten, gesprächsintensiven Nachmittag. Max bei den Männern und Heidi bei den Frauen – schön getrennt, wie es sich in einem arabischen Land gehört :)
Dies bleibt nicht die einzige Einladung des heutigen Tages: Auf der Suche nach einem ruhigen Schlafplatz abseits der Hauptstrasse lädt uns ein geschniegelter Rechtsanwalt in sein nigelnagelneues Haus auf einen Chay ein. Übernachten dürfen wir in seinem Olivenhain.

Weiter geht's auf dem sogenannten „King Hussein Highway" Richtung Süden. Die Kreuzfahrerburg Kerak aus dem 12. Jahrhundert thront mächtig über dem Ort und der Umgebung. Die tolle Aussicht von oben verleitet uns zu einem längeren Stop. Ausserdem müssen wir wieder mal unsere Vorräte aufstocken, denn es geht wieder in die Berge. Das Dana Natur Reservat stellt eines der letzten Refugien etlicher bedrohter Tierarten im Vorderen Orient dar. Der beinahe schon ausgestorbene Nubische Steinbock, der Syrische Wolf, Hyänen, Schakale und Sandkatzen sollen hier noch heimisch sein. Bei unseren mehrstündigen Wanderungen haben wir aber leider keines dieser Wildtiere erblickt. Jahrhundertelange Jagd haben sie einfach zu scheu gemacht. Trotzdem geniessen wir die Ruhe und faszinierende Kalk- und Sandsteinlandschaft bei Temperaturen um die 30 Grad im Schatten.
Die Gegend ist staubtrocken, denn die für November erwarteten Regenfälle sind bisher völlig ausgeblieben. Die Bauern jammern sehr über die Trockenheit und ihre miserable Olivenernte. Angeblich liegen seit 10 Jahren die Niederschläge weit unter dem Durchschnitt. Eine Auswirkung des Klimawandels?  

Dana Nature Reserve, Blick nach Suedwesten


Mittwoch, 24. November 2010

Über dem Jordan oder: Angekommen im Königreich Jordanien

Sorry, Freunde. Der letzte Blog-Update ist jetzt schon eine zeitlang her, aber wir waren wie immer ganz schön beschäftigt.
Die Grenzformalitäten von Syrien nach Jordanien am kleinen Übergang bei Der'a waren zügig und problemlos erledigt, aber nicht ganz billig: alleine die Versicherung fürs Auto schlägt mit über 100 € zu Buche.

Im Norden Jordaniens

Nach den Tagen in der Grosstadt haben wir nach Natur gelechzt. Ein kleines Naturreservat im Norden von Jordanien kam da gerade recht. Wieder mal was Grünes zu sehen, tut gut. Bloss dumm, dass es so gut wie keine Wege gibt und so durchstreifen wir u.a. auch das Dickicht und tragen ein paar tiefe Kratzer davon.





 
Jerash - Forum und Kolonnadenstrasse
Tags darauf steht die Besichtigung von Jerash (auch „Pompeij des Ostens" genannt) auf dem Programm.  
Ausgezeichnet erhaltene römische Ruinen, eine grandiose Kolonnadenstrasse und ein riesiges ungewöhnliches weil ovalförmiges Forum. Ein bissl Touristenkitsch muss auch sein: täglich wird im Hippodrom ein Spektakel aufgeführt, das auf uns wie eine Mischung aus Asterix & Obelix mit römischen Zirkusspielen wirkt: Gladiatorkämpfe, Wagenrennen und eine Demonstration römischer Verteidigungspositionen (ja genau: die berühmte „Schildkröte"!). Ist recht witzig.
Asterix, wieso machen die spinnerten Römer die "Schildkröte"?
Amman, die Hauptstadt, lassen wir fast links liegen, d.h. wir halten uns nur kurz auf um a) Max' Zahn reparieren zu lassen, b) Trinkwasser aufzufüllen (nette Soldaten!) und uns c) bei der saudischen Botschaft eine Abfuhr zu holen: es gibt keine Chance, ein Transit- oder gar ein Touristenvisum zu bekommen. Im Hinterkopf haben wir ja immer noch den Plan, in den Oman zu reisen. Aber diese Option ist nun gänzlich gestrichen. Na ja. Wer weiss, wofür's gut ist …

Von Amman führt die Strasse steil bergab und wir halten nur kurz für ein Erinnerungsfoto auf Meereshöhe. 
Auf Meeresniveau (neben der Hauptstrasse)
Doch es geht immer weiter runter, auch ohne U-Boot sondern immer noch im Hilux. Erst bei 400m unter Meeresniveau erwartet uns das Tote Meer und eine spannende Erfahrung: der extrem hohe Salzgehalt des Wassers lässt uns wie Korken an der Oberfläche plantschen. Brustschwimmen ist fast unmöglich: Wie einen Käfer dreht's uns immer wieder auf den Rücken.
Aufs obligatorische Zeitungslesen-Foto haben wir verzichtet. Aber es ginge problemlos!
Der angeblich gesundheitsfördernde Tote-Meer-Schlamm macht Spass beim Einreiben. Wir machen die Bekanntschaft mit einem Österreicher und einem Brasilianer, zwei Rucksacktouristen, die mit uns den halben Tag verbringen und froh sind, dass wir genügend Süsswasser zum Abduschen mitführen. Das Gefühl auf der Haut ist nämlich nicht so prickelnd – eher brennend. Vor allem, wenn man noch die Kratzer vom Vortag auf den Wadeln spürt.
 
Öffentliche Wasserstellen gibt es nicht so wie in der Türkei alle paar Kilometer – wir holen uns das Brauchwasser zum Duschen bei der örtlichen Feuerwehr. Für die Burschen dort sorgen wir mit unserem Auto wieder mal für das Tagesgespräch. Wir erzählen oft, dass es nicht mit Diesel, sondern mit Wasser fährt, wegen des ähnlich aussehenden Tankstutzens. ;-)))

Der Sonnenuntergang vom Ufer des Toten Meeres ist grandios, der Blick aufs andere Ufer (Judäa, Israel) genial.

Hier unten auf minus 400 m (von hier unten schicken wir auch diesen Bericht zu euch rauf!) ist die Landschaft – wie es sich für einen Wüstenstaat gehört – braun, trocken und heiss. Um die Mittagszeit gut 30 Grad im Schatten. Nur die Fliegen feiern wilde Parties, denen scheint's hier wirklich zu taugen.
Und dann sowas: inmitten dieser Wüste finden sich Wadis, die das ganze Jahr über Wasser führen. Und manche davon so viel, dass man Schwimmwesten braucht, um hier Canyoning zu betreiben! Ein grosser Spass für uns und eine willkommene Abwechslung. Auch wegen der relativen Kühle im Canyon, der oft so eng und verwunden ist, dass kaum Licht von oben eindringt.
Im Wadi Mujib

Lustige Cañon-Kraxelei im Wadi Mujib

Im Wadi Mujib: ein grösserer Wasserfall versperrt uns den weiteren Weg


Donnerstag, 18. November 2010

6 Tage und 1001 Nacht in Damaskus

Damaskus - Neustadt

Die älteste dauerhaft bewohnte Stadt der Welt, heute rund 4 Millionen Einwohner, eine der heiligsten Moscheen der islamischen Welt und Weltkulturerbe – das ist Damaskus. Der Verkehr ist die Hölle und es grenzt an ein Wunder, dass unser Hilux bis jetzt heil geblieben ist. Noch dazu gibt es keine Karte fürs Navi. Da ist man ganz schön gefordert. Auf 3spurigen Strassen reihen sich bis zu 5 Autos nebeneinander ein und ununterbrochen wird wie wild gehupt. Ruhige Nachtplätzchen sind absolute Mangelware, denn die Nacht wird von den Einheimischen zum Tag gemacht: Vor 4 Uhr früh scheint niemand zu Bett zu gehen.

Am meisten fasziniert uns die schon erwähnte Omayyadenmoschee mitten in der Altstadt. Ein riesiger Innenhof bietet Ruhe und Möglichkeit zur Kontemplation, die Verzierungen, Fayencen und Mosaike an den Wänden sind gewaltig schön. Im Gebetsraum trifft sich die halbe islamische Welt, neben sunnitischen Damaszenern vor allem viele schiitische Pilger aus dem Iran. Ein sehr buntes Bild!
Innenhof der Omayyadenmoschee
Schiitischer Prediger

Wir verbringen viel Zeit mit Shopping, Museumsbesuchen sowie Ausflugsfahrten auf den Hausberg und in die nähere Umgebung und treffen Ahmed, einen supernetten Ölexplorations-Studenten, der uns in seiner lebhaften Studentenbude seine Waschmaschine zur Verfügung stellt (danke, Nina, für den Kontakt!) und der hervorragend Englisch spricht. Wir erfahren durch ihn vieles über das Leben in Syrien, Dinge die wir mit anderen wegen der Verständigungsschwierigkeiten bisher nicht erfahren konnten. Wir löchern den armen Ahmed und seine Freunde mit zahlreichen Fragen.
Manchmal finden sich Kleinode, die auf einen Liebhaber warten
Zum Geburtstag wünscht sich Heidi u.a. einen Besuch in einem orientalischen Hammam, wo heftig geschrubbt und gerubbelt wird. Wir fühlen uns hinterher sauber wie selten zuvor!
Happy Birthday!
6 Tage Damaskus ist dann aber genug und jetzt steuern wir Jordanien an.

Freitag, 12. November 2010

Wüste und Oase

Kaum zu glauben, aber seit unserer Abfahrt aus Salzburg sind mittlerweile genau 9 Wochen vergangen. Und wer jetzt glaubt, dass wir bereits Campingplatzerfahrung gesammelt haben, der irrt gewaltig. Unsere Schlafplätze liegen bis auf wenige Ausnahmen inmitten der Natur und einige der letzten Nächte verbrachten wir in der Syrischen Wüste. Ein traumhafter Sternenhimmel, kein Hundegebell in der Nacht, kein Hahn der uns bei Sonnenaufgang weckt und auch weit und breit ist kein Muezzin zu hören. Obwohl uns der Gesang des letzteren ja auch oft Freude bereitet. Nur bitte nicht um 4.00 Uhr morgens. 

Einzig die vielen Fliegen stören in der Wüste und so hat sich auch Max kurzerhand wie ein Beduine vor den lästigen Viechern geschützt.


Im Vergleich zur Türkei ist Syrien in vielen Dingen anders. Die Menschen sind ein bisschen neugieriger, aber keineswegs aufdringlich. Sie gehen aktiv auf uns zu. Die Schilder sind in arabischer „Wurmerlschrift" und das Fahrverhalten der Syrer ist – na, sagen wir: sehr kreativ und natürlich orientalisch hup-freudig. Karten fürs Navi gibt's von Syrien nicht und Internetcafés müssen wir in Hinterhöfen suchen. Das Leben ist um einiges billiger, nicht nur der Treibstoff für Luxi, sondern auch für uns. Ausserdem ist die Küche vielfältiger durch ihre zahlreichen orientalischen Gewürze und vielerorts gibt es hervorragende Patisserien. Das Baklava schmeckt besser, weil nicht gar so picksüss. So auch in der Stadt Hama, in deren Souks wir direkt den Bäckern und Konditoren über die Schulter blicken können. Ausschliesslich in mühsamer Handarbeit werden hier u.a. säckeweise Pistazien aussortiert, Blätterteig meterweise ausgewalkt und Croissants geformt.
Bakerman is baking ... Baklava!
 


Nicht nur die Süssigkeiten sind ist dieser Stadt ein Erlebnis, Hama ist ebenso für seine jahrhunderte alten, bis zu 20 m hohen hölzernen Wasserräder bekannt. Sie versorgten die Stadt und die Region durch ihr Schöpfwerk mit Wasser aus dem Orontes-Fluss.
 

Ein absolutes Highlight steht nach Hama und der Fahrt durch die Wüste auf unserem Programm: Die riesige Oasenstadt Palmyra, angeblich der touristische Höhepunkt jeder Syrienreise wird natürlich auch von uns nicht ausgelassen. Beeindruckend ist u.a. die römische Säulenstraße, der Baal-Tempel, das Tal der Gräber und auch das sehr gut erhaltene Theater.
 

Waiting for CCH
Berndi, wir haben schon wieder eine Stätte für eine Open-Air-Veranstaltung gefunden. Jalla jalla habibi! Das Equipment ist bereits aufgebaut.
Kurz vor Bagdad links abbiegen, schon bist da.


Dienstag, 9. November 2010

Potpourri von syrischen Eindrücken und Erlebnissen

Unser nächster Nächtigungsplatz liegt in einer der zahlreichen „Toten Städte". In Sirdjilla scheint es fast als wäre dieser Ort erst kürzlich verlassen, die meisten Häuser stehen noch immer, dabei wurde diese Stadt im 5. Jahrhundert erbaut. 
Sirdjilla
Hier gesellt sich eine 7-köpfige Familie aus Belgien zu uns, die auf ihrer Weltreise derzeit Syrien durchquert. Wir hätten nicht den Nerv dafür, kaum vorstellbar mit 5 Plagegeistern zu verreisen. 
Auf dem Weg zur nächsten großen antiken Stätte begegnen wir einigen Arbeitern, die aus Olivenholz händisch Holzkohle verarbeiten. Landarbeiter wie diese freuen sich immer wenn wir stehenbleiben, eine Unterhaltung ist meist wegen der rudimentären Sprachkenntnisse nur beschränkt möglich.
Grillkohle aus Olivenholz
Apamea, eine der großen antiken Stadtanlagen von Syrien begeistert uns wieder einmal sehr. Wir besichtigen diese nicht nur tagsüber, wir bekommen sogar die Erlaubnis unseren Hilux inmitten der mehr als 2000 Jahre alten Säulenstrasse zu plazieren.
Apamea - die Säulenkolonnade

Schnuckelig, unser Übernachtungsplatz, nicht?
Derzeit leiden wir beide an einer starken Verkühlung und wir hoffen, dass diese bald wieder überstanden ist. Kein Wunder dass wir uns diese lästigen Bazillen eingefangen haben, wo wir doch täglich Dutzende Hände schütteln. 

Sonntag, 7. November 2010

Im Norden von Syrien

Den letzten Tag in Aleppo verbringen wir mit Magdi und Alex, den beiden jungen Oberösterreichern die wir schon in der Türkei getroffen haben.
Dann geht's raus aus Aleppo und wir sind nicht sicher: ist das die rush-hour oder kann der Verkehr noch schlimmer werden? Nach viel Stau und manchmal falsch abbiegen (das Navi hat keine Syrienkarte und die analogen Wegweiser sind tlw. nur auf arabisch oder fehlen ganz) sind wir aber endlich doch auf der Schnellstrasse Richtung Süden. Nach dem Volltanken (juhuu, der Liter Sprit kostet hier nur 0,30 €!) bleiben wir unweit der Autobahn auf einem Feldweg für die Nacht stehen.
Eh klar, irgendwann – es ist bereits dunkel - tuckert der Bauer auf seinem Traktor an unserem Standplatz vorbei.
Jetzt stellt euch mal vor, was bei uns los wäre wenn auf des braven Huberbauern Feld einfach so ein arabisches Wohnmobil parken würde. Na ja, wir wollen uns das jetzt gar nicht so genau ausmalen. Hier in Syrien jedenfalls folgt ein freundliches Schwätzchen samt Einladung zu Tee (und vermutlich anschliessendem Abendessen) in des Bauers Haus.

Nächster Morgen, in einer Kleinstadt etwas weiter südlich: wir brauchen Gas zum Kochen (und manchmal morgens zum Heizen). Die Gasflasche ist fast leer, also auf zur Suche nach einer Füllstation.
In dieser Stadt sind vermutlich sehr selten Touristen. Wir werden freundlich bestaunt, begrüsst und von überall tönt es „Welcome to Syria!". Wir fragen also den erstbesten Menschen nach einer Gasfüllung. Daraufhin lässt der gute Mann alles stehen und liegen, telefoniert ein bissl rum und schon erscheint sein Sohn(?), der kurzerhand das altersschwache Moped des Herrn Papa zum Leben erweckt und 5 Minuten später knatternd und mit einer Gasflasche am Sozius auftaucht. Wir wurden natürlich mittlerweile mit Tee versorgt.
Was dann folgt, ist eine ca zweistündige Aktion mit viel gutem Willen und einiger Gewaltanwendung, um das Gas umzufüllen und welche das gefühlte halbe Stadtviertel involviert. Nach mehreren Gläsern Tee, Wangenküsschen von runzeligen alten und ganz in schwarz gekleideten Muttis, angeregten Unterhaltungen (u.a. in gutem englisch mit einer serbokroatischen Arztfrau) ziehen wir mit einer nun gefüllten Gasflasche und einer weiteren Essenseinladung von dannen.

Unsere Gasfüll"experten"
Natürlich durften wir die Gasfüllung nicht bezahlen.

Der nächste planmässige Halt ist eine Stadt mit dem unprätentiösen Namen Ma'arrat al Nouman. Hier verbirgt sich eines der grossen Sehenswürdigkeiten und das scheint ein Geheimtipp zu sein: In den meisten Reiseführern nur in einem Nebensatz erwähnt, präsentiert das örtliche Museum, untergebracht in einer ehemaligen Karawanserei, eine prachtvolle Sammlung von Mosaiken aus dem 5.-7. Jhd. der umliegenden Ruinenstädte. Es sind hauptsächlich Jagdszenen und Motive aus der griechischen bzw. römischen Mythologie dargestellt.

 

 

Für uns Mosaik-Aficionados ist das ein absoluter Volltreffer. Wir taufen das kleine, aber überaus feine Museum spontan unseren „Louvre der Mosaike" und sind überwältigt von den teils riesigen, künstlerisch hochwertigen und hervorragend erhaltenen Bildern aus kleinen Kalksteinchen.
Wir sind die einzigen Besucher und bekommen eine kleine Sonderführung. Der Angestellte beleuchtet jedes Mosaik eigens für uns und der Museumsdirektor freut sich über unseren Enthusiasmus wie ein Schneekönig.


Mittwoch, 3. November 2010

Pfüat di Türkei - Griass di Syrien

Am Sonntag, 31.10.2010 kehren wir der Türkei nach genau 7 Wochen den Rücken und für uns ists ganz sicherlich nicht der letzte Besuch dieses interessanten und gastfreundlichen Landes. Auf dem Weg zur syrischen Grenze stoppen wir und sehen direkt an der Strasse gelegen eine riesige Fläche mit dunkelroten Paprikaschoten. Wir sind einigermassen erstaunt, dass heutzutage dieses süsse oder scharfe Gewürz noch von Hand aus verarbeitet wird.  
 
An die 20 Personen sind mit dem säubern, umdrehen und zerkleinern der reifen Schoten beschäftigt. Aber wer jetzt denkt, dass hier Hygienevorschriften herrschen, der liegt falsch. Frauen schupfen die Paprikas mit ihren Füssen zur Seite und sorgen so für die richtige Trocknung. Aber nicht mit gewaschenen Füssen, sondern mit ganz normalen Schuhen. Beim nächsten Gulasch werden wir an diese Szenen denken!  Das Ganze kommt dann mit einer Schaufel in einen Häcksler. Die türkischen Arbeiter(innen) freuen sich riesig über unseren Besuch und schnell wird wieder einmal eine Teepause eingelegt, bevor's für uns zur Grenze weitergeht. Die Formalitäten sind relativ schnell abgewickelt, nach gut einer Stunde betreten wir bereits syrischen Boden.

Aleppo, das arabische Halab ist unser erstes Ziel. Die Stadt mit rund 4 Mio. Einwohnern hat bereits eine 5000 jährige Geschichte. Ob Assyrer oder Hethiter, Babylonier oder Ägypter, immer wieder musste sich die Stadt Stärkeren beugen und versuchte dennoch, sich zu behaupten. In den Straßen stößt man neben alteingesessenen Stadtbewohnern auf anatolisch-türkische Bauern, Tscherkessen aus Südrussland, christliche Armenier aus Ostanatolien, Beduinen aus den südöstlichen Steppengebieten und auf Juden.  

Die Besichtungen der Zitadelle „Qala'at Halab", diverse Moscheen, das Nationalmuseum und natürlich die Souks (Bazaren), die auf über 10 km verteilt sind, stehen für die nächsten drei Tage auf unserem Programm.
Die Zitadelle von Aleppo

Das Wetter ist die letzten Tage durchgehend wolkenlos und tagsüber angenehm warm. Geschäftiges Treiben herrscht in den Bazaren und oftmals heissts Bauch einziehen, wenn ein Auto durch die engen Gassen des Souks fahren will. 
 

Kulinarisch lassen wir uns in den nächsten Tagen quasi ausser Haus verwöhnen – die Küche des Womos wird nur fürs Frühstück genutzt. Zahlreiche Lokale bieten eine unglaubliche Auswahl von Gerichten und wir delektieren uns am liebsten an den vielfältigen und reichlichen Vorspeisen. Ob Paste aus Sesamkörnern oder Baba Ghanusch (geröstete Auberginen mit Zitrone, Knoblauch und Sesamöl) das mit Fladenbrot gegessen wird, ob Sambousek oder Fataya – wir sind restlos begeistert. Selbst in den feinsten Restaurants sind die Preise weiiiiiiiiiiiiiiit unter mitteleuropäischem oder türkischem Niveau. 
 
Todmüde von den Eindrücken und den gelaufenen Kilometern fallen wir am Abend ins Bett. Unser Schlafplatz ist zwar alles andere als schnuckelig, dafür nächtigen wir inmitten der Stadt auf einem nicht gerade gepflegten Parkplatz, der derzeit als Lagerplatz für eine Baustelle genutzt wird. In der Nacht ist es aber völlig ruhig und das ist für uns momentan das Wichtigste. 
Ned schön, aber zentral und ruhig